Wie viel Zeit braucht man, in Ruhe sein Handarbeitszeug durchzuschauen und Pläne für das neue Jahr zu schmieden? In meinem Fall tatsächlich nur eine Woche und selbst die nicht vollständig. Schließlich habe ich im Frühjahr bereits über mehrere Abende meine „Bastelecke“ im Arbeitszimmer aufgeräumt und neu gestaltet. Manchmal wirkt bereits ein Schwerlastregal wahre Wunder!
Mein Mann, der durch Kerzengießen und Paracordflechten selbst ein gewisses Interesse an der Fläche hat, war meinem Vorschlag, gemeinsam durch meinen Wollvorrat zu gehen, nicht abgeneigt und hat mir geholfen circa 3,3 kg Garn aus meinen Kisten auszusortieren. Die kommen dann im Laufe der nächsten zwei Wochen in einen Kindergarten in der Nähe zum Basteln. Für was würde ich das Garn verwenden? war hierbei die entscheidende Frage, die erstaunlich gut beim Ausmisten geholfen hat.
Strickprojekte 2022
Aber auch so hat sich einiges in meinen Kisten dieses Jahr getan. Durch die SockMadness im Frühjahr, verschwand nicht nur das ein oder andere Knäuel Sockenwolle, es kam auch Garn für zwei Sommeroberteile in Herbstfarben ins Haus. Und im Herbst entschloss ich mich endlich mit einer neuen, großen, hoffentlich sehr warmen Decke zu beginnen, was den Kauf von je 1,5kg Wolle in wollweiß und dunkelgrau rechtfertigte. Oder um es in Zahlen auszudrücken:
Gekauft in 2022: 16,756 km Garn
Verarbeitet in (laut Ravelry) 28 Projekten: 11,837 km Garn
Neues habe ich dabei sogar auch noch gelernt. Für das Muttertagsgeschenk – Topflappen mit verschiedenen Motiven auf Vorder- und Rückseite – habe ich mir zwei DoubleFace-Anleitungen so in einander geschrieben, dass Muscheln und Fische nicht einfach nur invertiert waren. Durch das Tuch Banrion weiß ich jetzt, dass man Zöpfe mittels Hebemaschen auch auf krausrechten Hintergrund stricken kann. Und vor allem das zweite Sommertop hat mich gelehrt, wie sehr ich auf die korrekte Passform eines Oberteils achten muss, da ich nicht der Standardtabelle entspreche und durchaus etwas mehr Taillierung vertrage als die meisten Muster aufgrund meines Brustumfangs annehmen.
Strickprojekte 2023
Die Nachfrage nach warmen Socken ist in meiner Familie nach wie vor hoch und auch andere Projekte stehen bereits Schlange:
- die oben bereits erwähnte große Decke
- bei all den frischangebrochenen Sockenwollknäuelen wächst natürlich auch die Coziest Memory Blanket
- Spiralsocken für meine Mutter
- Socken für meinen Mann
- ein kuschliger Pullover aus rh:ool Yarn (ein Projekt von Frieda aus dem Wollkanal, das dafür sorgen soll, dass weniger regionalproduzierte Wolle einfach nach der Schurr weggeschmissen wird) und pflanzengefärbten Strängen der Sockenschmiede (die leider seit einigen Jahren nicht mehr färbt)
Sticken?!
Ebenfalls in der ersten Jahreshälfte machte ich mich auf die Suche nach einem Set kleiner Handarbeitsscheren, da ich meine wenigen kleinen und für den Transport im Projektbeutel geeigneten Scheren nicht jedes Mal umpacken wollte. Gelandet bin ich dabei wieder auf der Seite, auf der ich letztes Jahr ein kleines Probierset und einen Adventskalender gekauft habe.
Ein weiteres Motiv wurde im Sommer angefangen und auch fertig – aber gerahmt ist es noch nicht. Die restlichen fünf Motive schlummern aktuell in der Schublade im Wohnzimmertisch und warten darauf, dass es abends wieder hell ist, damit ich genug Licht zum Arbeiten habe, ohne das grelle Deckenlicht einschalten zu müssen.
Ich habe einen Balkon und pflanze an …
Vor exakt einem Jahr las ich mich eifrig durch alle Pflanzenratgeber, die die Onleihe hergab und reservierte mir die entsprechenden Bücher in der hiesigen Bücherei. Der Grund war, dass ich nachdem 2021 unser Balkon eher die ausgelagerte Renovierungswerkstatt war, diesen endlich begrünen durfte. Und mir war kurz zuvor der über Jahre gepflegte und selbst aus einem Kern gezogene Zitronenbaum kaputt gegangen (Lausbefall im vorherigen Winter und Staunässe im Sommer). Diesen Fehler wollte ich bei den nächsten Pflanzen unbedingt vermeiden. Außerdem darf auf Anordnung unserer Hausverwaltung der Pflanztrog nur mit herausnehmbaren Töpfen bepflanzt werden, um Risse im Beton zu vermeiden.
Kaum waren also die alten Schäden behoben, stand ich in den Startlöchern, informiert und voller Tatendrang. Die Recherchephase war dahingehend sinnvoll gewesen, da ich so bereits wusste, dass manche frühere Idee wie Salat im Vertikalgarten oder andere Gemüsepflanzungen eher keine gute Idee waren. Auch der Naschbalkon würde schwierig werden. Die volle Südseite beschränkte außerdem etwas die Auswahl.
Die Endfassung beinhaltete daher eine Kumquat, die nicht ganz so groß wie Zitronen- oder gar Orangenbäume werden, den Yuka-palmenableger meiner Eltern (höher als ich) und drei Einsätze, in die ich nach dem Bohren von zusätzlichen Ablauflöchern Blähton, ein Trennvlies und Erde für Kräuter- und Gemüsepflanzen (etwas karger als normale Blumenerde) schichtete. Topf 1 einhält Lavendel, als Samen gepflanzte Kapuzinerkresse als Farbklecks und zwei Sorten Basilikum, die im Herbst zu Pesto wurden. Bis auf den Lavendel waren alle Pflanzen nur einjährig und ich kann mir überlegen, ob ich dieses Jahr etwas anderes hineinsetze. Topf 2 ist mit Zitronenmelisse, Schnittlauch und Rosmarin mehrjährig. Blühenden Schnittlauch sollte man nicht mehr essen, aber ich mag den Anblick der Blüten und wenn man ihn 1-2 cm über dem Boden abschneidet, kommt er gut wieder nach. Topf 3 enthält insgesamt vier verschiedene Minzsorten: Pfeffer, Nana, Schoko und Ananas. Da sich Minze sehr stark vermehrt habe ich sie von Anfang an alleine gepflanzt. Im Herbst wurden die Reste abgeschnitten, die Blätter gezupft und für Tee getrocknet.
Abgerundet wurde das Ganze durch einen kleineren Topf mit einer Chili und zwei Paprikas, die sich mein Mann rausgesucht hatte. Wir wissen jetzt wie lange es wirklich braucht, bis die Schoten rot werden. Und an meinem Geburtstag kamen noch eine Dipladenia und eine Hortensie, die ich leider mehrmals hoffnungslos übergossen habe, hinzu. Manchmal ist es wirklich überraschend gewesen, wie viel Wasser ein Pflanze tatsächlich gebraucht hat.
Die Höhe der Pflanzen war zudem ein ganz angenehmer und gern auch von verschiedenen Insekten besuchter Sichtschutz, durch den sich im Sommer unsere Wohnung gut um ein paar Quadratmeter erweitern ließ.
Nähprojekte 2023
Das Aufräumen hat mir auch wieder vor Augen geführt wie viel Stoffe und Nähzubehör bei mir selbsterklärtem Nähmuffel liegen. Vielleicht liegt das Problem auch einfach darin, dass ich einmal Zugeschnittenes und Vernähtes nicht einfach wieder Ribbeln kann, um etwas Neues daraus zu machen, wenn mir das Ergebnis nicht gefällt. Denn kaum stellte ich mir die Frage, was wir vielleicht noch brauchen könnten, kamen die Ideen und auch die Motivation. Deshalb werden ich hoffentlich in den ersten Monaten das hier angehen:
- ein zweites Innenleben für den Brötchenkorb
- Händehandtücher, die ich an den Griffen der Küchenschränke festmachen kann
- ein neues Innenleben für den kleinen Wäschenkorb (dort lagerten über ein Jahrzehnt meine Garne und die erste Wäsche hat das Original merklich schrumpfen lassen – deswegen wäscht man die Stoffe immer vor dem Vernähen)
- …
Wie es weiter geht
Oft fehlt mir die Zeit oder – seien wir ehrlich – die Lust zu jedem meiner Projekte etwas zu schreiben. Seit dem Sommer probiere ich zwar zaghaft Instagram aus, aber auch da fehlt mir manchmal die Motivation unter das Bild noch etwas zu schreiben. Wie bereits erwähnt höre ich mir aber gerne Podcasts an und auch wenn ich nicht die Zeit zum Aufnehmen und Schneiden aufbringen möchte, gefällt mir doch der Aufbau und Regelmäßigkeit. Es kann also durchaus sein, dass ich statt weniger projektbezogener Beiträge meine Themen so wie hier sammel und dann lieber einen gemischten Beitrag veröffentliche.
Wie dem auch sei, ich bin gespannt was das Jahr 2023 bringt.
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